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Der Bedeutungszuwachs von Online-Medien hat eine gesellschaftliche Debatte über mögliche Folgen dieser Entwicklung ausgelöst. Weit verbreitet ist zum Beispiel die Wahrnehmung, dass Online-Medien maßgeblich beeinflussen, wie insbesondere jüngere Menschen politische Prozesse sehen und bewerten. Vor dem Hintergrund theoretischer Ansätze wie dem Influence-of-Presumed-Media-Influence-Approach wurde untersucht, welche kommunikationspolitischen Maßnahmen von der Bevölkerung als Reaktion auf solche Wahrnehmungen als angemessen eingeschätzt werden. Hierzu wurde im Kontext der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 2012 eine Online-Befragung durchgeführt (n = 485). Die Befunde zeigen, dass die Wahrnehmung starker politischer Online-Einflüsse auf jüngere Menschen vor allem zu einer gesteigerten Akzeptanz von Aufklärung und Erziehung führt, weniger aber zu einer gesteigerten Akzeptanz restriktiver Maßnahmen zur Einflussbeschränkung.
Indirekte Medienwirkungen, wie sie im Rahmen des Influence-of-Presumed-Media-Influence-Approachs und des Third-Person-Effekts diskutiert werden, sind im Hinblick auf einzelne politische Ereignisse und für Online-Medien bislang nur selten geprüft worden. Aus diesem Grund wurde der unterstellte Einfluss verschiedener On- und Offline-Medien auf Meinungsbildung und Mobilisierung im Kontext der Volksabstimmung zum Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofes im November 2011 („Stuttgart 21“) untersucht. Daneben stehen Konsequenzen der Einflusswahrnehmungen im Fokus des Beitrags. Als Grundlage dient eine Online-Befragung der baden-württembergischen Bevölkerung mit Internetanschluss (n = 502). Die Befragten schreiben Zeitungen und Fernsehen einen stärkeren politischen Einfluss zu als den in der Studie berücksichtigten Online-Medien, und zwar sowohl auf die Meinungsbildung als auch auf die Mobilisierung. Zudem führt ein unterstellter großer und negativ bewerteter Medieneinfluss auf die Bevölkerung bei einigen Befragtengruppen zu einer Verstärkung von Kommunikationsaktivitäten – verbunden mit dem Ziel, diesen unterstellten Einfluss zu korrigieren. Die vermuteten negativen Einflüsse führen aber auch dazu, dass eine schärfere Kontrolle des Internets befürwortet wird.
Studien zeigen, dass Anhänger der PEGIDA-Bewegung die Medienberichterstattung als unangemessen wahrnehmen und ihr misstrauen. Diese Wahrnehmung und daraus resultierende kognitive, affektive und konative Konsequenzen wurden in einer standardisierten Online-Befragung untersucht (n= 800). Es zeigt sich, dass Anhänger der PEGIDA-Bewegung der Berichterstattung über PEGIDA mehr misstrauen als PEGIDA-Gegner. Diese Wahrnehmung wiederum hat politisch relevante Konsequenzen: Je stärker PEGIDA-Anhänger und neutral Eingestellte der Berichterstattung misstrauen, desto weniger Vertrauen bringen sie den Medien allgemein entgegen, desto unzufriedener sind sie mit der Demokratie in Deutschland und desto wütender sind sie auf die Berichterstattung. Die wütenden Reaktionen korrelieren mit einer Zustimmung zu radikalen Protestformen, was wiederum die Beteiligung an den Protestmärschen erhöht. Somit zeigen die Befunde, dass das Misstrauen in die Berichterstattung über PEGIDA auch über deren Anhängerkreis hinaus eng verbunden ist mit erodierendem Vertrauen in Medien und Politik sowie mit der Bereitschaft zu radikalen Protestformen.